Dienstag, 4.4.2023
Es ist 4:00 Uhr Morgens, es ist dunkel und windig, und es ist vor allem viel zu früh, um zu frühstücken. Das sollte sich noch als Fehler erweisen! Unsere Handgriffe sind um diese Zeit noch nicht so automatisiert, wie sie später am Tag, oder auch später in der Saison noch werden sollen. Aber es ist erst Ostern, und wir machen uns gerade in Portoferrai in Elba auf dem Weg nach Korsika. Gestern noch hat uns Frau Büchi vor den hohen Wellen gewarnt, und so haben wir vorsichtshalber noch einen Ruhetag eingelegt, aber ob es heute wirklich besser ist? Nach kurzer Zeit ist die Motu Nui startklar, und wir beleuchten mit Taschenlampen die Kaimauern, damit uns Thomas in der Dunkelheit sicher aus dem Hafen bringt. Noch bevor wir die schützende Bucht verlassen verstauen wir die Fender in der Backskiste, es soll ja ein bisschen unruhig werden da draussen.
Der Mond trägt zur guten Stimmung bei, und so denke ich bei mir, daß ich vielleicht doch keine 4 Hosen übereinander gebraucht hätte. Doch dann umfahren wir Scoglietto auf der Seeseite, und merken, daß es vielleicht doch ganz gut war, nur die halbe Fock zu setzen. Wind und Welle nehmen zu, Toni verabschiedet sich wieder in die Koje, schließlich müssen wir ja nicht alle um diese unchtistliche Zeit Wache halten. Thomas hat das Ruder an mich übergeben, und zieht sich erstmal was warmes an, und ich bin ein bisschen froh, dass ich jetzt nicht unter Deck muss…
So schaukeln wir einige Stunden dahin, der Windmesser geht in Böen bis auf 30 Knoten hoch, immerhin Windstärke 7. Doch langsam meldet sich mein leerer Magen, wir sind leider noch nicht mal auf der Höhe von Capraia, da merke ich eindeutig, daß es sich mit einem leeren
Magen nicht gut segelt. Ich überlege noch, wie ich am schonendsten etwas festes in meinen Bauch bekomme, da zieht es mich schon nach achtern auf die Leeseite. Fische füttern! Thomas übernimmt das Ruder, und ich schaffe es irgendwie nach unten in die Koje, dann weiß ich erstmal nichts mehr.
Talai, meine 12 jährige Tochter liegt neben mir und schläft genau so tief wie ich, sie ist völlig unbeeindruckt von den Wellen. Viel später merkt mein Unterbewusstsein, dass sich etwas verändert hat. Als ich langsam aufwache, liegt Talai neben mir und liest, und die Wellen sind tatsächlich nicht mehr so stark. Und als ich dann etwas blass wieder an Deck erscheine, haben wir Cap Corse bereits umrundet, und laufen langsam auf Saint Florent zu. Der Wind und Welle kommen jetzt fast genau von hinten, und was uns vorher noch Schlag um Schlag versetzt hat, schaukelt uns nun viel sanfter dem sicheren Hafen entgegen.
Nach diesem Segeltag haben wir uns ein uns ein gutes Abendessen verdient, ich kann tatsächlich schon wieder ans Essen denken, manchmal wundere ich mich über mich selbst.
Und auch ein freier Tag in Saint Florent ist drin, schließlich lacht am Mittwoch die Sonne, der Französische Wein muss probiert werden, und dann gibt es noch einen kleinen Hafenspaziergang. Das Ergebnis: Thomas und Toni nehmen den vom Fischerboot gekauften Fisch an der Hafenmole aus, und wir braten ein wunderbares Abendessen.
Donnerstag, 6.4.23
Achterliche Winde schieben uns nach Calvi, segeln kann so schön sein, wenn man nicht gegen die Wellen kämpfen muss. Am Karfreitag legen wir uns noch mal auf die Faule Haut, durchstreifen mit den Kindern Calvi, und genießen die Sonne, während das Thermometer in Deutschland Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt anzeigt.
Karfreitag in Calvi. Die Kinder zünden tatsächlich eine Kerze in der Kirche an, ich erkläre die Bilder des Kreuzweges die an der Wand hängen. In einer Windgeschützten Ecke trinken wir Caffee, essen Kuchen, wie schön kann das Leben sein. Es könnte doch einfach immer so weitergehen…
…doch das Segeln ist zu verlockend, und der Wind für den nächsten Tag soll prima werden. Wir könnten sogar die ganze Insel umrunden, wenn wir gleich Morgen früh aufbrechen… Als wir am Abend wieder zurück in den Hafen kommen, wartet Motu Nui schon ungeduldig auf die Segler, und wir genießen noch den letzten Abschiedsblick auf das beleuchtete Calvi.
Und wie das am nächsten Morgen rauscht. Wir stehen wieder um vier Uhr auf, den Fehler nichts zu frühstücken mach ich aber nicht noch einmal. Und kaum sind wir aus der Bucht, bläht uns der achterliche sechser Wind das Vorsegel und wir rauschen dahin, kaum zu bremsne, bis wir in Ajacco sind.
Die Tage verfliegen, und bald schon halte ich stur auf die Felswand zu, hinter der sich die Einfahrt zum Hafen von Bonifacio angeblich verbirgt. Wäre da nicht das rote Leuchtfeuer, das eindeutig die Backbordseite der Hafeneinfahrt markiert, ich würde mir langsam überlegen, wieder abzudrehen. Der Fels ist näher als eine Seemeile, da erschein mitten aus der Felswand, wie durch Zauberhand eine große Fähre. Ich entspann mich am Ruder, wenn der da rausgekommen ist, komme ich da sicher auch hinein…
Und nun, da wir an der Südspitze Korsikas agekommen sind, wird es leider auch schon wieder Zeit, an die Rückfahrt nach Elba zu denken. Einen Stoppin Solenzara wollen wir noch machen, ja sogar nochmal mit einem Hafentag. Für Donnerstag gibt es Sturmwarnung, und auch wenn wir jetzt schon unsere Erfahrungen haben, absichtlich sollte man da nicht reinfahren. Für Freitag ist Beruhigung angesagt, „nur“ noch Windstärke 6 bis 7, aus Norwest das müsste zu machen sein.
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